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Nachführung Marke "Türklappe"

 

 

       In unseren  Clubräumen auf der Sternwarte Gahberg hängen etliche sehr gute Astrofotos. So kommt es, dass ich bei unseren Publikums-Führungen immer wieder gefragt werde, welcher Ausrüstung es bedarf, solche Fotos zu machen.  Sicherlich bin ich kein Experte auf diesem Gebiet  – deshalb hängen wohl auch „noch“  keine Fotos von mir dort – aber dennoch glaube ich, dass mein Weg zur Astrofotografie ein guter Anfang war, da er nicht sehr kostspielig war, aber mir gut und schnell gezeigt hat, wo die Probleme liegen.

       

Eine Fotokamera hat wohl jeder zu Hause, und damit ist finanziell die erste Hürde schon genommen. Nun brauche ich ja eigentlich in der Nacht nur noch vor die Tür zu gehen und fröhlich gen Himmel zu blitzen, aber genau hier taucht Problem Nummer zwei auf. Leider sind die Objekte meiner Begierde nicht fünf Meter, sondern im besten Fall 5 Lichtminuten ( das sind über den Daumen so 90 Mio. km) von meiner Kamera entfernt.  Nein, mit unserem Blitzgerät kommen wir da nicht weiter, aber länger belichten, das hilft.  Na wenn es sonst nichts ist , meine neue Kamera kann sogar bis zu 30 Sekunden belichten!  Prima, dann hätten wir ja wieder eine Hürde genommen, also Kamera auf ein Stativ, Belichtung auf 30 Sekunden und klick brrrrr klack schon ist unser erstes Bild im Kasten. Hatten wir jetzt ein nicht zu langbrennweitiges (kleiner 50 mm) Objektiv an der Kamera, so wird unser Foto tatsächlich doch schon einige Sterne bzw. Sternbilder zeigen. Hier sollte ich bemerken, dass das Fotolabor wahrscheinlich sagen wird: „auf dem Film war ja nichts drauf, den haben wir gar nicht weiter bearbeitet“! Wenn die im Labor nicht Tante Emma oder so auf dem Negativ entdecken, ist immer gleich nichts drauf, also hart bleiben und doch entwickeln lassen.

Meine erste Strichspuraufnahme auf den Polarstern  (36 min/F=35mm)

  Schauen wir uns aber einmal unser erstes Bild genauer an. Die Sterne sind eigentlich alle nicht richtig rund, sondern oval, dies hängt mit unserer Brennweite und mit unserer Belichtungsdauer zusammen. Nehmen wir eine größere Brennweite, werden aus den ovalen Sternen Striche und das Gleiche passiert, wenn wir die Dauer der Belichtung heraufsetzen. Der Astrofotograph spricht von Strichspuraufnahmen, die übrigens sehr ästhetisch sein können und uns die Drehung des Firmaments  - eigentlich ist dies verkehrt, denn es dreht sich die Erde, nicht der Himmel – vor Augen führt. Wir tauchen also ein in die Welt der Astronomie und es gilt, eine neue Hürde, die Rotation der Erde,  in unseren Bildern zu meistern.

   

     Wie kann ich die Sterne so ablichten, dass die Rotation der Erde sie nicht zu Strichen und Bögen macht? Nun eine Lösung hatten wir oben schon gesehen, kürzer Belichten, aber leider bringt uns dies nicht den gewünschten Erfolg, denn das Licht, das uns erreicht, ist zu schwach, um unseren Film in Sekunden zu schwärzen.

       Schauen wir uns doch einmal diese Erdrotation näher an. Unser blauer Planet dreht sich in 23 Stunden, 56 Minuten und 3 Sekunden einmal um die eigene Achse. Dies sind abgerundet 1436 Minuten. Mache ich mir jetzt ein kleines Modell der Erde in Form einer Scheibe mit einem Umfang von 1436 mm  - die Mathematik dazu lassen wir mal weg – dann müsste sich diese Scheibe in jeder Minute um  1 mm weiterdrehen, um in der gleichen Zeit wie die Erde eine Umdrehung zu machen. Auf diese Scheibe könnte ich dann meine Kamera schrauben und die Drehung der Erde kompensieren. Nun, dies funktioniert wirklich und sogar recht   gut.

 Eine Scheibe mit dem Umfang 1436 mm hat einen Durchmesser von 457,32 mm und somit beträgt ihr Radius 228,7 mm.  Warum wir solch krumme Zahlen gewählt haben, werden wir gleich sehen. Wir nehmen uns also zwei stärkere Sperrholzleisten (< 5 mm ),  die wir an ihrem einen Ende durch ein Scharnier verbinden. Von dieser Scharnierachse, die unsere Erdachse darstellt  - Astronomen sprechen von Stundenachse -  bohren wir in die untere Platte, die Halterplatte,  in genau 228,7 mm Abstand ein Loch, in das wir eine M8-Mutter kleben, und in diese Mutter setzen wir eine 8 mm Schraube. Scheinbar sitzen in den Büros der DIN lauter Astronomen, jedenfalls hat unsere 8 mm Schraube eine Steigung von 1 mm, d.h. bei einer Umdrehung hebt sie unsere obere Platte, unsere Nachführplatte,  um einen Millimeter an, was ja genau dem Wert unserer Erdmodellscheibe entspricht. Auf den Kopf der Schraube kleben wir noch einen „Sekundenzeiger“, also eine Art kleiner Kurbel, mit dem wir die Schraube in einer Minute einmal um ihre Achse drehen und damit ... na das kennen Sie ja schon. Damit die beiden Platten einen besseren Zusammenhalt haben, empfiehlt es sich, sie mit einem Gummiband zusammenzuhalten.

       Wenn wir sorgfältig gearbeitet haben, sollten wir bis zu zwanzig Umdrehungen mit der Schraube machen können, was einer Belichtung von 20 Minuten entspricht. Aber auch schon bei fünf Minuten werden wir bei den heutigen 200 ASA Filmen gute Ergebnisse erzielen. Als Kamera leisten uns hierbei die alten mechanischen Spiegelreflexkameras einen weit besseren Dienst als die modernen elektronischen, da diese für das Offenhalten des Verschlusses Strom verbrauchen, was bei mehreren fünf Minuten Belichtungen doch ganz schön den Akku leer saugt.                                                                                    

           Noch ein Tipp für die Kurbelnachführung, ich habe diesen „Sekundenzeiger“ geistig auf 12 Uhr gestellt, und wenn dann der Sekundenzeiger auf meiner Armbanduhr die 12 Uhr Marke erreichte, habe ich diese Kurbel einfach analog zu meinem Uhrzeiger weitergedreht, ein paar Sekunden zu schnell und dann wieder zu langsam, machen da kaum etwas aus.

      Was müssen wir noch beachten?  Bei der Montage der Scharnierachse hatte ich gesagt, dass dies unsere Stundenachse (Erdachse) darstellt, also muss diese Achse parallel zu unserem Scharnier laufen! Wie machen wir das? Ich glaube, die einfachste und eleganteste Lösung erreichen wir dadurch, dass wir ein kleines Rohr mit einem kleinen Innendurchmesser (< 1 cm  z.B. ein Leer-Rohr vom Elektriker) entlang dieser Scharnierachse kleben und durch dieses dann den Nordstern anvisieren. Ich hatte meine "Türklappe" auf ein Foto-Stativ geschraubt, dann durch die Stativneige die "Klappe" so geneigt, dass ich den Polarstern durch das kleine Rohr sehen konnte,  fertig war meine "Polachsenjustierung",  wie die Astronomen sagen.

 

        Hier ein Beispiel meiner ersten Astrofotos, das Sternbild "Centaurus" wurde 4 min durch obige Konstruktion belichtet. (Kodak 400 / F=35mm/f 3,5)  Die farbigen Streifen am unteren Bildrand sind Lichter von Fischerbooten.